QM
Rezension | 26.04.2019

Ein frisches Talent am Bücherhimmel

Die folgende Rezension wurde von Thomas Ays verfasst und erschien am 26.04.2019 auf der Plattform Booksection. Im Folgenden ein 1:1 Abbild des veröffentlichten Artikels.

Ein renommierter Theaterdarsteller springt am Abend nach seiner Aufführung vom Balkon. Die Journalistin, die als letzte mit ihm sprach, macht sich auf die Suche nach den Gründen für seine Entscheidung. Das Eintauchen in das Leben eines Menschen, der ihr bislang fremd war, verlangt allerdings, dass Schritt für Schritt Türen geöffnet werden müssen, die besser verschlossen bleiben sollten.

„Ein Buch zu schreiben ist womöglich immer eine Reise,...“, stellt Qamar Mahmood in seiner Danksagung fest. Eine Reise? Auf jeden Fall. Nicht nur für den Autoren, sondern auch für den Leser, der mitgeht und sich eine Geschichte erzählen lässt. Ein dehnbarer Begriff heutzutage, diese Floskel der „Geschichte erzählen“. Wir leben in einer Zeit, in der namhafte Verlage lieber auf die Prominenz einzelner setzen, als auf die Besonderheit weniger anderer. Jene, die es wirklich verdienen eine Stimme zu erhalten. Weil sie gehört werden sollten. Weil man spürt, gleich nach wenigen Worten, nach einem ersten Satz, dass die Geschichte etwas Besonderes werden wird und sich die Reise, die man gerade angetreten hat, lohnen wird.

Man soll Recht behalten. Eine solche Geschichte ist „Zwischen den Spiegeln“, die Novelle von Qamar Mahmood, auf eine sehr überraschende Art und Weise geworden. Und das auf gleich mehreren verschiedenen Ebenen. Der Autor verwendet in seinem Erstlingswerk ergreifende und anziehende Worte, die nicht nur besonders, sondern auch tief beeindruckend geworden sind. Sie erzählen eine Geschichte, die große, leuchtende Letter, wie Schlagwörter, wie „Fesselnd!“ und „Ungewöhnlich!“ verdient. Gleichzeitig ist die Handlung zart und unschuldig und bestückt mit eindrucksvollen Figuren, die noch dazu fantastische Dinge sagen dürfen. All dies, dieser Mix an stimmigem Gesamtkunstwerk, berührt den Leser in einer tiefen, emotionalen Ebene.

Es fördert ein frisches, junges Talent am Bücherhimmel zu Tage. Und ja, das hat nicht nur das Genre, sondern auch der Buchhandel dringend nötig. Schließlich geht es doch in diesem Metier genau darum: Man entscheidet sich für ein Buch aus vollkommen unterschiedlichen Gründen, lässt sich von einem bis dato unbekannten Autoren/Autorin eine Geschichte erzählen und im wirklich besten Fall, schlägt der Leser das Buch am Ende zu, legt es zur Seite und hat etwas Wunderbares erlebt, einen inneren Nachhall. Das alles hat „Zwischen den Spiegeln“. Und dafür gilt Qamar Mahmood höchste Anerkennung und Respekt. Well done.

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