QM
Rezension | 05.05.2020

Keine Schönfärberei, sondern die Wahrheit

Die folgende Rezension wurde von Mia Lada-Klein verfasst und erschien am 05.05.2020 auf ihrem Autorenblog. Im Folgenden ein 1:1 Abbild des veröffentlichten Artikels.

Ein Schauspieler begeht des Nachts Selbstmord, in dem er sich von seinem Balkon in die Tiefe stürzt. Der letzte Mensch, der mit ihm Kontakt hatte ist eine Journalistin, die ein Interview mit ihm führte. Das Unverständnis darüber treibt sie an und sie begibt sich auf die Suche nach Antworten. Auf dieser Spurensuche begegnet sie einer Mutter, einer Ehefrau und einem Sohn. Jede dieser Figuren ist ein Puzzlestück, dass einen Teil des großen Geheimnisses aufdeckt.

Der Autor Qamar Mahmood liefert dem Leser eine Novelle. Schon dieser Fakt hebt das Werk heraus, erweckt aber auch eine hohe Erwartungshaltung. Wir haben es hier mehr mit einer langen Erzählung zu tun, die sehr leicht auch an einem Stück gelesen werden kann. Dies würde dem Buch allerdings nicht gerecht werden, denn wir haben hier 162 Seiten Tiefgang, die zum Nachdenken anregen.

Qamar Mahmood setzt sich mit dem Thema Suizid und Depressionen auseinander und gibt Einblicke in ein Leben, dass nicht immer einfach ist und an dem der Mensch auch verzweifeln kann. Die Suche nach der Wahrheit geht ausgerechnet von einer fremden Person aus, einer unbekannten Journalistin, die in das Leben des Schauspielers eintaucht und nicht nur das Leben von diesem besser zu verstehen beginnt, sondern ebenfalls ihr eigenes. Der Autor liefert Erinnerung einer Mutter, einer Ehefrau, eines Sohnes, die alle authentisch und detailliert geschildert werden, aber alle individuell und subjektiv sind. Es gibt keine Schönfärberei, sondern die Wahrheit, wie sie jeder auf seine Weise sieht.

Qamar Mahmood beleuchtet hier ein Leben aus mehreren Blickwinkeln und würzt alles mit Philosophie und Poesie. Der Leser kann sich in diesem Werk verlieren und sich gleichzeitig wiederfinden. Mahmood läd nicht nur zum Lesen ein, sondern auch zum Nachdenken, Nachfühlen und zum Hinterfragen.

Im Zentrum steht auch die Frage nach der Fremdeinschätzung und der Eigenwahrnehmung. Wer sind wir selbst für uns und wie sehen uns die Anderen. Manchmal kollidieren diese Wahrnehmung und manchmal finden sie zusammen und ergeben den gesamten Menschen. Dies ist Qamar Mahmood mit seiner Novelle gelungen, denn es werden Antworten gefunden und diese ergeben das, worauf wir alle stets auf der Suche sind, die Wahrheit. Der Schluss ist Qamar Mahmood sehr gut gelungen, auch wenn er doch etwas abrupt einsetzt. Nach aller Inspiration und Tiefe, die das Werk jedoch mit sich trägt, wünscht man sich letztlich einfach nur eine Antwort.

Nachklang bietet das Werk genug, so bleibt der Leser, auch nachdem er das Werk zur Seite gelegt hat, noch in dieser anderen Welt und sinnt nach. Nicht nur über das Gelesene, sondern auch über sich selbst. Es ist letztlich nicht nur eine Lesereise, sondern eine wahre Leseerfahrung. In der heutigen Zeit, in welcher wir uns alle etwas im Umbruch befinden, trifft Qamar Mahmood mitten ins Schwarze.

Ist das Buch eine Stütze für Menschen mit Depressionen und Suizidgedanken? Da ich mit beiden Dingen Erfahrungen habe, möchte ich darauf hinweisen, dass dieses Buch nicht als Ratgeber verstanden werden darf. Es regt zum Nachdenken an und es kann zum Umdenken führen, aber es ist eine Novelle und keine Autobiografie.

Foto & Logo: © Mia Lada-Klein

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